Pflanze des Monats August
Augentrost
Man muss schon genau hinsehen, um den Augentrost in unseren Wiesen zu entdecken. Doch gerade für gutes Sehen hat dieses einjährige Pflänzchen aus der Familie der Sommerwurzgewächse eine große Bedeutung – zumindest in der traditionellen Medizin.
Milchdieb oder Wiesenwolf sind weitere Namen, die viel über die Lebensweise von Euphrasia verraten. Der Augentrost ist ein Halbschmarotzer. In seinen chlorophyllhaltigen Blättern findet eigene Photosynthese statt. Die dabei gebildete Glucose ist für sein Überleben wichtig.
Die feinen Saugwurzeln aber entziehen den in der Wiese benachbarten Gräsern Wasser und Nährstoffe, so dass diese als Futter fürs Vieh weniger gehaltvoll sind. Landwirte sind also nicht unbedingt erfreut, den Augentrost in ihren Heuwiesen vorzufinden.
Ansonsten aber ist das Pflänzchen ziemlich genügsam und bevorzugt eher nährstoffarme Standorte. Auf unseren häufig überdüngten Böden fühlt es sich nicht wohl und ist daher mancherorts in seinem Bestand gefährdet.
Euphrasia, Frohsinn und Wohlbefinden, soll der Augentrost dem Menschen vermitteln - sei es allein durch sein hübsches Aussehen oder durch seine besonders dem Auge wohltuenden Heilkräfte.Nach der Signaturenlehre erinnert die hübsche Blüte tatsächlich ein wenig an ein Auge. Der leuchtend gelbe Fleck auf der weißem dreilappigen Unterlippe und die violett geaderte gelappte Blütenoberlippe – es braucht nicht viel Fantasie, um in der Rachenblüte einen strahlenden, ausdrucksstarken Blick zu erkennen. Auch wenn wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit fehlen, nutzt die Naturheilkunde schon seit Jahrhunderten diese Pflanze. Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide und vor allem das entzündungshemmende Aucubin wirken reizlindernd und stärkend. Möglicherweise können Augentrostextrakte auch dazu beitragen, eine durch UV B-Strahlung induzierte vorzeitige Hautalterung und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit des Auges abzumildern, indem sie oxidativen Stress auf Zellen verringern.
Eine abschließende wissenschaftliche Bewertung steht noch aus, könnte dem Augentrost dann aber vielleicht endlich die noch fehlende wissenschaftliche Anerkennung seiner Tugenden verschaffen.
In der Barlach Apotheke empfehlen wir gerne Augentropfen, die Euphrasia enthalten, zur Behandlung von Bindehautentzündungen oder anderen Irritationen am Auge.
Bei Gerstenkorn bietet sich eher die Verwendung einer entsprechenden Salbe an, da diese länger am Lid haftet und damit ihre Heilwirkung besser entfalten kann.
Immer wieder wird bei Lidödemen und Lidrandentzündungen empfohlen, mit Augentrosttee getränkte Kompressen aufzulegen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten.
Möglicherweise vorhandene Schwebstoffe und Keime in der wässrigen Teezubereitung können Reizzustände verschlimmern. Besser geeignet sind Auflagen mit verdünnter Augentrosttinktur.
Auch in Teezubereitungen zur innerlichen Anwendung verarbeiten wir den Augentrost. Hier hilft er gegen Erkältungssymptome wie Schnupfen und Husten und stärkt die Abwehrkräfte.
Bei unseren spagyrischen Zubereitungen gegen Heuschnupfen, die wir für jeden Patienten individuell herstellen, darf Euphrasiatinktur nicht fehlen, wenn es darum geht den allergiegeplagten brennenden Augen und der laufenden Nase Linderung zu verschaffen.
Casse-lunettes wird der Augentrost in Frankreich genannt. Das Versprechen, nach der Anwendung von Augentrostpräparaten die überflüssig gewordene Brille zerbrechen zu können, möchten wir nicht geben.
Eine deutliche Linderung von Reizzuständen im und am Auge dürfen wir von Zubereitungen aus dieser Heilpflanze aber sehr wohl erwarten.